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Insolvenz nach 50 Jahren: 35 Mitarbeiter bangen um Jobs…

Insolvenz nach 50 Jahren: 35 Mitarbeiter bangen um Jobs…   

50 Jahre lang hat Erich Drinkuth seine Firma aufgebaut, vor allem im vergangenen Jahr hat er für sie gekämpft - und doch war alle Mühe vergebens. Die Steinberger Wäscherei "Drinkuth Textilservice" hat bei Amtsgericht Bückeburg Insolvenzantrag gestellt. Nicht nur für den Inhaber ein schwerer Schlag, sondern auch für seine 35 Mitarbeiter, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen.

"Wir haben so lange gekämpft, wie es irgendwie ging. Aber jetzt war der Betrieb einfach nicht mehr wirtschaftlich", sagt der 70-jährige Inhaber und Geschäftsführer Erich Drinkuth. Schon im vergangenen Jahr habe der Betrieb, dessen Hauptgeschäfte der Verleih von Mietwäsche und die Wäscherei sind, 50 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Von in Spitzenzeiten acht Tonnen Wäsche täglich seien jetzt gerade einmal 3,5 Tonnen übrig geblieben. "Wir konnten einfach nicht mehr wirtschaftlich arbeiten und die laufenden Kosten aufbringen."

Am stärksten schlugen die Personal- und Energiekosten zu Buche. 1000 Liter Heizöl täglich und 35 Gehälter monatlich waren einfach zu viel. Immer wieder habe er probiert, neue Kunden aufzutun, sagt Drinkuth. "Aber das geht nur über den Preis". Un den konnte er nicht mehr mitgehen. Als er dann in diesem Jahr auch noch einen Schlaganfall erlitt, konnte er nicht mehr kämpfen. "Irgendwann geht es nicht mehr."

Und das in einem Jahr, in dem eigentlich ein Jubiläum gefeiert werden könnte. Denn Erich Drinkuth gründete sein Unternehmen 1960, vor 50 Jahren. "Damals haben wir in einem sechs mal sechs Meter großen Gebäude angefangen", erinnert er sich. Nach und nach sei der Betrieb immer größer geworden. "Irgendwann hatten wir zwölf Mitarbeiter, dann zwanzig." Auch 13 Außenstellen zur Annahme von Reinigungswäsche von Privatleuten gehörten zwischenzeitlich dazu.

Aktuell arbeiten 35 Mitarbeiter in dem 2000 Quadratmeter großen Gebäude an der Lindenstraße. Es gibt nur noch eine einzige Außenstelle in Minden. "Der Reinigungsmarkt hat sich verändert", so Drinkuth. Früher hätten mehr Menschen ihre Wäsche in die Reinigung gegeben. "Heute gibt es viele pflegeleichte Materialien, die problemlos zu Hause gewaschen werden können. "Professionelle Reinigungen seien in der heutigen Gesellschaft einfach nicht mehr so gefragt wie früher.

Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Robert Pinter aus Bad Münder, sucht Drinkuth nun nach einem neuen Eigentümer für seine Firma. "Ich hoffe, dass so möglichst viele meiner Arbeitnehmer ihren Job behalten können."

Und das wünscht sich auch Ljuba Nebojan. Die 60-jährige arbeitet seit 29 Jahren in dem Betrieb und auch jetzt hält sie ihrem Chef die Treue. "Ich bin immer gerne hier hergekommen. Die Arbeit macht mir viel Spaß", sagt sie. Wie viele der Angestellten kommt sie aus der Umgebung, sie wohnt sogar in derselben Straße. "Ich hoffe, dass der Betrieb noch bestehen kann", sagt sie. Denn sonst müsste sie sich mit ihren 60 Jahren noch einen neuen Job suchen. "Und das ist in meinem Alter nicht einfach."

Auch Ortsbürgermeister Heiner Bartling hofft, dass die Möglichkeit einer Betriebsübernahme durch einen neuen Besitzer realisiert werden kann. "Drinkuth ist ein traditionsreiches Unternehmen, das zu Steinbergen dazugehört", sagt er. "Und es war schon immer einer der wenigen Arbeitgeber, der Arbeitsplätze für Frauen geboten hat", unterstreicht er die Bedeutung für die Region.

Wie es langfristig weitergehen wird, muss abgewartet werden. "Im Moment läuft der Betrieb weiter", sagt Drinkuth. Wie lange, hänge einzig und allein davon ab, ob der Insolvenzverwalter einen neuen Besitzer finden kann. (Artikel der Schaumburger Zeitung vom 04.10.2010) 

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