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Ein Dinosaurier vor dem Aus

"Ein Dinosaurier vor dem Aus"

"Als "Dinosaurier der Schuhindustrie" hat Kurt G. Herrmann, Geschäftsführer der Deckberger Schuhfabrik "meisi", sein Unternehmen gern bezeichnet. Doch die Dinosaurier sind vor Millionen von Jahren ausgestorben, "und jetzt hat es auch uns erwischt", sagte Herrmann gestern gegenüber unserer Zeitung. Denn die Fritz Keyl GmbH & Co. KG, die hinter "meisi" steht, steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Am Freitag hat der Geschäftsführer beim Amtsgericht Bückeburg Insolvenzantrag gestellt.

"Meisi" gehört zu den wenigen Schuhfabriken, die ihre Schuhe in großem Umfang fast ausschließlich in Deutschland produzieren...

68 Mitarbeiter sind von der Insolvenz des Unternehmens betroffen, sie wurden bereits einige Tage vor Stellung des Insolvenzantrags von der Unternehmensführung über die anstehenden Schritte informiert. Viele von ihnen gehören seit Jahrzehnten zum Betrieb - und auch dies erwies sich nun als Problem. Denn durch die lange Zugehörigkeit der Mitarbeiter konnte in Zeiten schwieriger Auftragslage nicht durch Personalabbau reagiert werden. ...

Herrmann hat Hoffnung, dass es eine Zukunft für das Unternehmen geben wird, das bereits 1916 gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Rinteln verlegt wurde. "Alleine kann ich es aber nicht stemmen", sagt er. Ob "meisi" fortgeführt werden kann, hänge auch davon ab, ob der Schuhhersteller einen Investor findet. Interessenten gibt es, bestätigte gestern der vorläufige Insolvenzverwalter Robert Pinter. Es müssten allerdings noch Verhandlungen geführt werden, sodass im Moment noch völlig offen ist, wie eine Beteiligung aussehen könnte.

Das vorrangige Ziel des Insolvenzverwalters ist momentan die Fortführung des Betriebes während der Antragsphase. Aktuell wird geprüft, ob die wirtschaftlichen Voraussetzungen und die Liquidiät es zulassen, dass "meisi" die Aufträge, die derzeit schon für die Kollektion Herbst/Winter vorliegen, ausführt. Aktuell befindet sich das Unternehmen in Kurzarbeit.

Eine Zukunft am Standort Deutschland sieht Geschäftsführer Kurt G. Herrmann in der Form, wie es sie aktuell gibt, aber nicht. Es gebe einfach keine Chance, hier wettbewerbsfähig zu bleiben. Er hält es deshalb für wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Produktion nach Osteuropa verlagert wird. "So könnten wir wenigstens ein "Made in Europe" erhalten", sagt er.

Der Shop in Deckbergen bleibt bis zur Insolvenzeröffnung geöffnet. "Jeder Schuh, der dort verkauft wird, hilft der Zukunft des Unternehmens", sagt der Geschäftsführer." (Schaumburger Zeitung, Jessica Rodenbeck, 18.04.2013)

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